Ein Werbeflyer erzählt.

Letzte Woche war es soweit. Meine Gültigkeit war abgelaufen. Im hohen Bogen landete ich unsanft auf einem Reisekatalog. Etwas zerknittert genoss ich auf der Autofahrt zur Altpapier-Ankaufstelle das romantische Zusammensein mit einem Liebesroman. Meine nächste Station war eine große Waage. Hier hatte ich Gelegenheit, meine Kollegen vom Vormonat zu grüßen und geordnet zusammen mit ihnen abzuhängen.

Diesmal startete die Reise in einem großen Container. Darin war es so dunkel und kalt. Nur vom Seufzen einer ehemals singenden Grußkarte wurde ich unterhalten. Irgendwann rumpelte und rüttelte es am Container. Zum Glück war die Grußkarte jetzt still, denn das Motorengeräusch eines großen LKW war lauter. Nun wusste ich, es geht zurück an meinen Geburtsort, die Papierfabrik. Dort ging es auf eine spektakuläre Fließband-Fahrt. Dabei beobachtete ich wie jemand die singende Grußkarte aussortierte - meine Güte, die hatte sich bestimmt mit Kunststoff eingelassen!

Als nächstes kam der beste Teil: ganz viel Wasser. Ich gebe es zu, ich war etwas aufgelöst. Klitschnass, wie ich war, floss auch noch die letzte Farbe aus mir heraus. Ausgelaugt erreichte ich eines der großen Siebe. Welche noch ungewisse Zukunft vor mir liegt, dachte ich. Vielleicht werde ich ja wieder in der Gastronomie tätig sein? Dann wäre ich gern eine Speisekarte. Oder ich steige in die IT-Branche ein, als Computerfachzeitschrift. Noch in Gedanken versunken, landete ich in der Presse. Jetzt bin ich Teil einer großen Rolle - zugegeben, dass ließ mich etwas blass aussehen.

Aber das alles bin ich gewohnt. Denn es gehört zum Kreislauf von mir und meinen Kollegen, damit aus uns wieder was Neues wird. Wenn wir morgen in die Druckerei gehen und dann fertig ausgeliefert werden, beginnt alles wieder von vorn.

 

Pizzaflyerstory